VON PILOTEN LERNEN

Wenn in der Presse im Zusammenhang mit Vorkommnissen in der Luftfahrt davon gesprochen wird "der Pilot" habe dieses oder jenes getan, so wird etwas Wesentliches unterschlagen: Pilotenarbeit ist Teamarbeit. Korrekt müsste es also stets heißen "DIE Piloten" haben dies oder das entschieden. Nun kommt es in der modernen Fliegerei glücklicherweise äußerst selten zu schwerwiegenden Vor- oder Unfällen, die in der allgemeinen Presse Erwähnung finden. Insbesondere, wenn man die hohe Zahl an Flugbewegungen betrachtet. In der Tat hat sich die Zahl der Unfälle in den vergangenen Jahrzehnten verringert, obwohl der Flugverkehr stark gestiegen ist.

GESCHICHTLICHER HINTERGRUND

In den 50er Jahren galt allerdings die viermotorige Lockheed Super Constallation als "bestes dreimotoriges Flugzeug" - ganz einfach, weil damit zu rechnen war, dass immer wieder einer der vier Kolbenmotoren ausfiel. Großer Fokus wurde deshalb auf die Weiterentwicklung und Perfektionierung der Technik gelegt. Schon wenige Jahre später hoben die ersten Düsenjets ab, die Zuverlässigkeit konnte enorm gesteigert werden.
Dennoch passierten immer wieder Unglücke, bei denen der Mensch als entscheidende Fehlerquelle erkannt wurde. Das tragischste und schwerste Flugzeugunglück ereignete sich vor über 40 Jahren, am 27. März 1977 auf Teneriffa, als zwei Großraumflugzeuge des Typs Boeing 747 im Nebel zusammenstießen. Man weiß: Ein Fehler allein führt in der Luftfahrt nicht zu einer Katastrophe. Wie immer stand der Unfall am Ende einer Kette von folgenreichen Ereignissen. Somit ist auch "menschliches Versagen" der Piloten am Ende der Kette stets im Zusammenhang mit menschlichem Versagen oder Unvermögen in der Entwicklung und der Schaffung der Rahmenbedingungen zu sehen.

Die Katastrophe von Teneriffa, bei der sich der Kapitän des einen Flugzeuges am Ende als unbelehrbarer Chef verhielt, führte zum eingehenden Studium des Faktors Mensch im Cockpit, maßgeblich durch die NASA. Ergebnis war das Cockpit Resource Management, später erweitert zum Crew Resource Management. Hier werden die Piloten als Mitglied eines Teams (einschließlich der Kabinenbesatzung, der Technik, der Lotsen etc.) gesehen, das nach gewissen Regeln besser zusammen funktioniert. Zu diesen Regeln gehören u.a. Kritikfähigkeit der einzelnen Teammitglieder, flache (aber klare) Hierarchie, festgelegte Standards, gute Kommunikationsfähigkeiten.

TRANSFER IN ANDERE ARBEITSBEREICHE

Man hat erkannt, dass die Regeln der Teamarbeit in der Luftfahrt auch auf andere Arbeitsfelder anwendbar sind. Sie empfehlen sich oft geradezu. Teams finden sich im Arbeitsleben häufig, etwa in der Medizin oder in der Hotellerie. Bei ersterer sind sogar erstaunlich viele Parallelen erkennbar - so arbeitet etwa ein OP-Team unter Zeitdruck, es geht um Leben und Tod, oft steht der guten Teamarbeit ein ausgeprägtes Hierarchiedenken gegenüber (Chefarzt - Assistenzarzt - Pflegekräfte), es handelt sich außerdem um ein technisches Umfeld.

Unser Ansatz bei CockpitVision ist, zunächst das Arbeitsfeld der Piloten vorzustellen - dies funktioniert natürlich am besten im Cockpit selbst. Daher haben wir keine Kosten gescheut und ein originalgetreues Cockpit in unseren Seminarräumen errichtet, das Platz für ein Team von bis zu 8 Teilnehmern/-innen bietet. Dank aufwendiger Flugsimulation können wir ein Szenario darstellen, bei dem exzellente Teamarbeit gefordert ist (ein fliegerischer Notfall und dessen Lösung). Das Beobachten und Durchdringen dieser Zusammenarbeit führt bereits zu einem starken Erkenntnisgewinn. In einem nächsten Schritt, den wir mit erfahrenen Coaches begleiten, wird der Transfer des Cockpiterlebnisses in das eigene Arbeitsumfeld gewährleistet.